Der Sozialethiker Markus Vogt machst ich im Gespräch mit der KNA Gedanken über die Corona-Krise.
„Jede Krise hat zwei Seiten. Viele Menschen leiden momentan existenziell: durch wirtschaftliche Einbußen, Arbeitslosigkeit oder Einsamkeit. Diese Sorgen darf man nicht beschönigen“, illustriert er die negativen Aspekte, „daneben zeichnen sich auch positive Aspekte ab. Entschleunigung gehört dazu, weniger unterwegs zu sein, für Familien vielleicht das Zusammensein. Gesellschaftlich betrachtet, ist es eine enorme Leistung, dass sich die Menschen weitgehend mit hoher Freiwilligkeit so radikal eingeschränkt haben:“ Für die Konjunkturprogramme, die momentan geplant würden, brauche es auch ökologisch-soziale Kriterien: „Wir haben gelernt, dass eine radikale Transformation erstaunlich breit und gut funktionieren kann. Dies sollten wir für neue Ziele nutzen: nicht einfach eine Rückkehr ins “business as usual”.
Verteilungskonflikte?
Viele Einschränkungen müssten noch andauern, wie etwa Fernreisen. Es gibt eben immer zwei Seiten: „Verteilungskonflikte könnten in der Tat härter werden. In den letzten Jahren wurde viel dafür gestritten, den ÖPNV günstiger zu machen – aktuell sagen wieder mehr Leute, dass sie so viel Nähe nicht riskieren wollen und lieber mit dem Auto fahren. Da wird es nicht leicht werden, das vorherige Niveau der Debatte zu erreichen. Das gilt auch für den “Green Deal” der EU-Staaten, die sich darauf verständigt haben, Investitionen an ökologische Kriterien binden.“